Agnes - Engel im Feuer

Pressestimmen
Darmstädter Echo Premierenbesprechung

HR2-Frühkritik

"...Das Stück ist angelegt wie ein Film, es hat eine filmische Erzählform mit sehr viel Rückblenden und das gelingt auch sehr gut in einer Einheitsbühne...
Es war spannend, weil es als Krimi angelegt ist...es gibt sehr schöne Szenen...humoristisch gebrochen.
Man kann dem Plot gut folgen... und für eine Off-Theaterbühne mit wenig Mitteln ist es eine respektable Leistung.

Radio Darmstadt

"...Die Aufführung war sehr, sehr dicht, und von der Regie wurde das Stück sehr gut entwickelt, die bisher stärkste Aufführung dieser interessanten Darmstädter Theatercompagnie.
...Körpersprachlich von den Schauspielerinnen sehr schön gespielt, die Zuschauer wurden in Ihren Bann gezogen .....mit einem sehr sehr starken Höhepunkt"


FrankfurterAllgemeineZeitung

Ernster Versuch
Schattenvögel mit "Agnes - Engel im Feuer" in Darmstadt

Kann Gott sich im Fleisch offenbaren und zulassen, dass sein in die Welt geborenes Ich dem Tod anheimfällt? Wer diese Vorstellung für absurd hält, müsste an "Agnes of God" Anstoß nehmen. So steht es nämlich im Drehbuch John Pielmeiers, das 1985 von Norman Jewison verfilmt wurde, mit Meg Tilly als Novizin von kindlichem Gemüt, die ihr möglicherweise von keinem Mann empfangenes Kind in schierer Hilflosigkeit ermordet.

In Peter H. Jährlings Inszenierung für die Darmstädter Theatercompagnie Schattenvögel verkörpert nun Anna Habeck die Agnes und lässt einen anrührenden Audrey-Hepburn-Touch in ihre Interpretation einfließen. In Jane Fondas Filmrolle der psychiatrischen Gutachterin Dr. Livingston schlüpft Marijke Jährling, die sich unter stetem Schmauchen von Kräuterzigaretten und gelegentlichen Ausbrüchen wider die Unvernunft sehr schön in die geschundene Haut einer von der Institution Kirche angeätzten Agnostikerin findet. Ute Büttner als Oberin Miriam Ruth hingegen darf als tatkräftige Beschützerin des Wunders starke Seiten weltfesten Glaubens zur Bühnenwirkung bringen.
Für die Ausstattung mit Agnes' Zellenbett zur Linken und kleinem, Kanzlistenautorität ausstrahlendem Schreibtisch zur Rechten zeichnet die Compagnie verantwortlich. Die torartig angeordneten, wie Säulen geformten Stoffröhren auf der Bühne verwandelt Tom Fornoffs Lichtdesign, das mit viel Rot und Grün arbeitet, in Augenfänger. Sieht man die materielle Welt als Gedanken Gottes in der Einheit von Idee und Sein an, weckt das Motiv eines echolosen Verhallens seiner Selbstoffenbarung in "Agnes" den Verdacht, hier sei ein hollywoodeskes Glaubensmelodram schnell abzutun. Ebenso rasch wäre mit der Stückwahl fertig, wer in ihr einen Beitrag zur Missbrauchsdiskussion vermutete oder die Premiere des eher weihnachtlichen Dramas am Osterwochenende als weltliches Mysterienspiel begriffe.
Ähnliche Gedankenspiele wie Pielmeier trieb freilich auch Dostojewski, als er Jesus Christus im Kerker des Großinquisitors schmachten ließ. Als legitimes Gedankenspiel steht "Agnes" aber vor allem im Kontext der Arbeit der Theatergruppe, die sich einem poetischen Realismus amerikanischer Machart verpflichtet weiß und an ihrem provisorischen Domizil im Hoff-Art-Theater nun ihr sechstes Stück vorlegen kann.
Es gelingt der Compagnie überzeugend, den Ernst eines existentiell verwurzelten Wunderglaubens versuchsweise auf die psychologisch und empirisch dressierte Kategorienbildung von heute treffen zu lassen, um eins durch das andere aus der Angel zu heben. So also, denkt man manchmal, staunen Agnostiker über schwer nachvollziehbare Phänomene wie die Stigmata, nur um von der Jungfrauengeburt endlich doch auf eine Vergewaltigung unter Ekstase im Glockenturm zu schließen. Eine ansehnliche Inszenierung, ein wenig an der Zeit vorbei. MARCUS HLADEK