Willkommen im Vieux Carré, Toulousestreet 722 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der Autor | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Gebäude ist verwaist. Nur ein paar Möbel und Gerümpel haben die einstigen Bewohner hier zurückgelassen. Doch plötzlich werden die Gestalten der Vergangenheit wieder lebendig, und das Leben erwacht, im "Vieux Carré", dem alten französischen Viertel von New Orleans. Tennessee Williams hat in den 1930er Jahren tatsächlich im Vieux Carré gelebt, als junger Autor. Diese Figur tritt in dem biografischen Stoff als Erzähler auf, der uns in die Pension der resoluten Mrs Wire entführt. Wir begegnen den verschrobenen Pensionsgästen, gestrandeten Künstlern, Liebespaaren und ihren Lebensgeschichten. Eine davon erzählt vom Coming-Out des Autors: Als Schriftsteller und als Mann. Tennessee Williams selbst bezeichnet "Vieux Carré" als sein schamlosestes Stück. Auf jeden Fall ist es eines der vergnüglichsten und frivolsten Bühnenstücke des großen amerikanischen Autors. Mit einer eigenen musikalischen Bearbeitung (Piano/Gesang) entführt das theater compagnie schattenvögel uns in das subtropische Klima von New Orleans, einer Welt zwischen Bluesbars und Vodoo-Kult. Mitwirkende: Mrs Wire / Sängerin: Marijke Jährling Miss Carry / Mammy: Gisela Wegstein Jane Sparks: Claudia Steffan Mary Maude: Anna Habeck Autor: Matthias Lorenz Nightingale: Peter H. Jährling Tye Mc Cool: Markus Hill Strichjunge / Biggs / Sky: Timo Jahn Regie: Peter H. Jährling Künstlerische Leitung: Marijke Jährling Piano / musikal. Leitung: Uli Partheil Lichtdesign: Tom Fornoff Fotografie: Dr. Norbert Lorenz | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schauplatz ist eine heruntergekommene Pension im französischen Viertel (Vieux Carré) von New Orleans im Winter 1938. Mrs. Wire, die unberechenbare und geschäftstüchtige Vermieterin glaubt ihre Mieter fest unter Kontrolle zu haben. Eines Tages jedoch holt sie die Vergangenheit wieder ein. Zu den Mietern des Hauses gehören Mrs. Jane Sparks, Modedesignerin aus gutem Hause, gefangen in ihrer Hörigkeit zu Tye McCool, einem gestrandeten, drogensüchtigen Schlepper einer Stripteasebar. Zwei alte Damen - im täglichen Kampf gegen den Hunger durchwühlen sie Mülltonnen nach Essbarem. Mit Phantastereien und Erinnerungen an bessere Zeiten leben sie in ihrer eigenen Scheinwelt. Inmitten des Szenarios, im Kampf mit seiner jungen, bisher erfolglosen Karriere als Schriftsteller und der Entdeckung seiner eigenen Sexualität, lebt der Autor. "Niemand lernt jemals Jemanden kennen. Wir sind alle zu lebenslänglicher Einzelhaft in unserer Haut verurteilt" Tennessee Williams | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Autor Thomas Lanier Williams III (26.3.1911 - 25.2.1983), besser bekannt als Tennessee Williams. Den Spitznamen 'Tennessee' erhielt er von Collegefreunden an der University of Missouri, weil er den Akzent, der im Bundesstaat Tennessee gesprochen wird, sprach. Das in Hollywood zunächst abgelehnte Script für 'Die Glasmenagerie' markierte 1944 in Chicago Williams' ersten Bühnenerfolg. Das Stück 'Die tätowierte Rose' (seinem Lebensgefährten Frank Merlo gewidmet) erhielt den Tony Award für bestes Schauspiel. 1948 und 1955 wurde Williams mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Über New Orleans 1718 wurde New Orleans von den Franzosen gegründet. Da es für die Söldner keine Frauen gab und zu wenige Arbeitskräfte, wurden Prostituierte und Kleinkriminelle in Frankreich vor die Wahl gestellt: Weiterhin Gefängnis oder ab nach New Orleans. Diese Einwanderer mischten sich schnell mit der Einheimischen indianischen Bevölkerung. Französische Herren hatten außerdem oft Nebenfrauen unter den schwarzen Sklavinnen. Die Kinder aus diesen Verbindungen, die Kreolen, hatten dann volle französische Bürgerrechte. New Orleans gilt als der Sündenpfuhl Amerikas. Die Stadt erlebte turbulente Zeiten: Eroberung durch Spanien, Wiederabtretung an Frankreich, um wiederum von Napoleon für 15 Millionen Dollar an die USA verkauft zu werden. Das 'Vieux Carré Carré' (franz. Altes Viertel) ist der Ursprung der Stadt New Orleans am sumpfigen Mississippi. Wenn im Frühjahr der hohe Grundwasserspiegel anstieg, kamen die Särge wieder hoch und trieben durch die Stadt. Daher kam man auf die Idee mit überirdischen Häuschen. Die protestantischen Amerikaner wollten ihre Toten trotzdem unterirdisch bestatten. Sie legten Betonplatten auf ihre Gräber, damit die Särge nicht hochkommen konnten. Der Effekt war jedoch, dass die Särge im Frühjahr gegen den Betondeckel schlugen und unheimliche Geräusche hervorriefen, so dass man dachte, die Toten gingen um. Neben der kreolischen Küche (wie Gumbo) und Kultur ist auch der Voodoo stark verbreitet. Er ist die Religion der Yoruba (Westafrika) und mit den Sklaven nach Amerika gekommen. Er hat sich in den Kolonien des Südens mit dem Katholizismus gemischt und ein eigenes Gesicht erhalten. Tote und Geister spielen so eine große Rolle im Alltag. Heute gilt Marie Laveau Laveau, eine Voodoo-Priesterin, die im 19. Jhd. durch Schlangentänze berühmt wurde, als Legende. Sie war Friseuse und kehrte bei den besten Kreisen ein, um die Damen der Gesellschaft zu frisieren. Dadurch war sie stets auf dem Laufenden und machte mit ihren Informationen auch Politik, die sie geschäftstüchtig für sich nutzte. Voodoo sagt: Marie ist noch unter uns, in Gestalt einer ihrer Urenkelinnen ... Bürgerkriege, Brandkatastrophen und Überschwemmungen hinterließen ihre Spuren. Die Rezession in den dreißiger Jahren trieb verarmte Adelsfamilien in die Stadt. Viele wurden obdachlos. Noch heute klafft die Schere von Arm und Reich weit auseinander. Der Wirbelsturm Kathrina verwüstete 2005 weite Teile der Stadt; Hochwasser vernichteten vor allem Häuser der schwarzen Bevölkerung. Aber New Orleans ist wie ein Stehaufmännchen: Jedes Jahr wird ausgelassen Mardi-Gras (Fastnachtsdienstag) gefeiert, der größte Karneval neben Rio,und wohl ein einzigartiges Erlebnis der Multikulturalität dieser Stadt. Jeder versucht bei den Umzügen Ketten und Kokosnüsse zu ergattern. Diese sind ein Fruchtbarkeitssymbol ... | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||