Fool for love jetzt in einer Inszenierung des theater compagnie schattenvögel in der Goldenen Krone
in Darmstadt zu sehen, ist ein Kammerspiel, das vor allem von der Atmosphäre und den Charakteren lebt.
Die Geschichte einer unmöglichen Liebe eigentlich, deren Ausweglosigkeit sich unter der Regie
Peter H. Jährlings selbst für jene unter den Zuschauern rasch erschließt, die den Plot nicht kennen.
Denn nicht nur, dass Jährling selbst in der Rolle des Eddie sowie seine Frau Marijke als May ihre Dialoge
immer wieder auch auf Englisch sprechen, als gelte es, den immergleichen Film, die immergleichen Dialoge
Hollywoods zu wiederholen, kurz: das Klischee eines Klischees vorzuführen. Wenn May in Jährlings
Inszenierung Countrysängerin werden will und zu Tom Fornoffs Gitarre Songs von Johnny Cash oder
den Dixi Chicks ("Hole in my head") anstimmt, dann trifft es den Ton von "Fool for love" fraglos recht
genau....Und so sind die stärksten Momente dieser Inszenierung jene, in denen die von Martin (Markus Hill)
verkörperte Hilf-und Ratlosigkeit die Szene beherrscht, wenn Eddie und May einmal für einen Augenblick
verzweifelt schweigen und nichts zu vernehmen ist als das leise Surren des Ventilators, der traurig seine Runden
dreht und dabei den immergleichen Satz zu wispern scheint: Es ist zu Ende.
Doch das hilft ja nichts. Es geht einfach immer weiter.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Eine Amour Fou-Geschichte erzählt das theater compagnie schattenvögel mit Fool for Love.
Eddie, der Rodeo Reiter, gespielt von Peter Jährling, der immer auf Achse ist, hat May, gespielt von Marijke Jährling, die lange auf ihn gewartet hat getroffen. In dem Zimmer eines Motels. Er will wieder weiter aber dieses mal will er sie mitnehmen. Sie will nicht, aber wenn er das Zimmer verlässt, um seine Pferde zu verstauen und seine Sachen zu packen um weiterzuziehen, holt sie ihn schreiend zurück. Langsam gerät der Zuschauer in den Sog einer ebenso intensiven wie auch quälenden Liebensgeschichte. Sie quälen sich gegenseitig, sie beißen und kratzen und zerstören sich und zugleich wärmen sie sich aneinander, finden aneinander Halt. Aber wenn sie sich agewärmt haben, ist diese beglückende Erfahrung keineswegs Anlass aufzuhören mit den quälenden Zerstörungsanfällen.
Es macht großen Spass, die künstlersichen Ursachen der Faszination dieser Aufführung zu ergründen.
Der erste Grund ist, dass die beiden Hauptdarsteller Peter und Marijke Jährling mit einer Intensität und Wúcht spielen als kämpften sie um ihr Leben. Die zweite Ursache liegt darin, dass sie manchmal in den Text des amerikanischen Originals eitauchen. Es ist eine Erfahrung, die sie bei der Probenarbeit gemacht haben, dass die Originalsprache in ihre Lakonie und Ihrer Anmut von der Umständlichkeit der deutschen Sprache nicht einzuholen ist und was dann so einen poetischen Zauber zusätzlich mehr hineinbringt. Der dritte Grund ist, dass sie wieder singen. Marijke Jährling teilweise alleine, dann wieder im Duett mit dem Gitarristen Tom Fornoff der wiederum auch solo singt.
Lieder von Johnny Cash, von Leonard Cohen und den Dixie Chicks.
Diesen Lieder Beschwören auch den Mythos des aufrechten Mannes der seine Probleme souverän meistert. Das ist ein Traum, dem Eddie nachrennt. Manchmal spielt er mit einem Lasso rum oder mit Wurfmessern um die Agressivität aber auch die Souveränität des Westernmannes zu betonen. Dann irgendwann als man sich schon damit abgefunden hat dass sie sich immer weiter zerfleischen geht die Tür auf und Martin kommt herein, verkörpert vom Schauspieler Markus Hill... Er spielt sehr schön die Verliebtheit und die Bewunderung eines jungen Mannes, für eine sehr schöne reife Frau. Marijke Jährling, ist auf einmal ganz mädchenhaft, sie ist stolz darauf, dass ein junger netter Mann sie verehrt, aber man merkt sehr schnell: Sie hat ihn überhaupt nicht auf der Rechnung, er ist nur ein weiterer Faktor im Machtkampf mit Eddie . Sehr schön spielt das Markus Hill, der fassungslos zusehen muss, wie die beiden einander zerstören aber nicht voneinander lassen können.

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