VIEUX CARRÉ von Tennessee Williams
Pressestimmen

Besprechung von VIEUX CARRÉ bei Radio Darmstadt
von Rüdiger Gieselmann (Originalton):

Mit viel Fantasie, Liebe zum Detail, Einfühlung in die Athmosfäre von Armut und nie versiegender Hoffnung hat
das theater compagnie schattenvögel Vieux Carré von Tennessee Williams in der Krone inszeniert,
geleitet durch die Regie des erfahrenen Peter Jährling.
Ein besonderer Clou ist die Musik: begleitet von Heike Pallas singt Marijke Jährling die romantischen sensiblen,
schwermütigen Lieder der dreißiger Jahre des amerikanischen Südens, natürlich auch das weltberühmte von
Casablanca unvergessene "As time goes by". Wobei sie auch noch eine der Hauptrollen spielt, nämlich
die Wirtin dieser Pension, Mrs Wire, die ruppig ist, aber auch gutmütig zu allen, eine Schlampe eigentlich und
plötzlich soll sie wieder als verruchte Diva auftreten, die so ohnehin nicht ihre Attraktivität verbergen kann.
Das ist mehr humorvoll zu sehen, das ist nun wirklich keine Kritik.
Die eigentliche Hauptrolle in diesem Konzept der Inszenierung spielt Matthias Lorenz. Er spielt den Autor also
praktisch der autobiografische Bezug wie der alte Tennesseee Williams sich selber sieht:
So ähnlich war ich vor vierzig Jahren, das etwas Unbeholfene, die Höflichkeit, dann aber auch die Kälte des
Dokumentaristen, der alles was er sieht aufschreibt, egal ob da einer stirbt oder röchelt. Der Suchende, aber
auch der Selbstbewusste, der Zukunft hat und Zukunft gestalten will und der doch ausstrahlt auf die anderen,
"In mir habt ihr einen, auf den könnt Ihr nicht bauen".
Da ist ein Liebespaar, gespielt von Axel Raether und Claudia Gräfe. Wir nehmen die Rätselhaftigkeit einer
schönen Frau wahr, das Geheimnis. Sie ist von Krankheit gezeichnet und ihre beinahe ätherische Schönheit,
ihr Charme zeigen die Doppelbödigkeit dieser Existenz.
Axel Raether, zweifellos ein attraktiver Mann in dieser Rolle, begehrenswert auch für Männer, er spielt alles,
die Kälte des von den Frauen und Männern verwöhnten, der immer Partner finden wird, der Leichtsinnige,
der weiß, dass er sein Leben nie in den Griff bekommen wird.
Dann sind da die beiden alten Frauen, die bessere Zeiten gesehen haben, die immer davon palavern dass sie
jetzt im Restaurant gewesen seien, dass das Menue nur vier Gänge gehabt habe und die sich in Wirklichkeit
aus der Mülltonne ernähren und die sich dankbar auf die Suppe stürzen die die ruppige Wirtin Mrs Wire
gelegentlich Ihren Gästen serviert damit sie über die Runden kommen. Gespielt werden sie von
Gisela Wegstein und Angelika Bartholomae, wobei Gisala Wegstein noch eine Rolle als Haushälterin spielt,
eine die sich durchaus zu behaupten weis gegen die Allesfresserin, Allesbeherrscherin Mrs Wire.
Und es spielt noch eine kleine Rolle die sich nahtlos in das Erfolgsrezept einfügt, Frederick Langkau
spielt einenTramp und einen Strichjungen.
Es ist ein runde Sache, eine furiose Aufführung wie gesagt. Ich muss die Leistung von Peter Jährling erwähnen,
der einen alten Maler spielt, der bessere Zeiten gesehen hat aber der seinen Charme, seine Würde und seine
Verführungskunst keineswegs eingebüßt hat, der sich über die Runden schaukelt aber seine
strahlenden Hoffnungen nie aufgibt. Das ist eine Altersstudie die von dem Altmeister Peter Jährling gespielt wird.

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